Jeannot Simmen

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Jeannot Simmen, “Das iPad als Kunst-Maschine / Ende der Kunst?”

KulturTermin, Vortrag in der “Denkerei” (Bazon Brock), 12. November 2013
Viel und anhaltender Applaus, danach Diskussion und heftiger Widerspruch zu den provokanten Thesen von Simmen. Das iPad von Apple ist für Simmen keine elegante Variante eines Digital-Zeichenbrettes oder nur Photoshop Light für Dilettanten. Mehr: Das iPad von Apple als Kunst-Computer revolutioniert dank intuitivem Design die Bilder-Produktion.

Das iPad setzt ein Ende der selbstverliebten, subjektivistischen Künstlerkunst, desavouriert die ironischen, automatisierten Künstler-Bilder (von Tinguely bis Damian Hirst). Das Malen mit dem Touch Screen ist entscheidend, Jedermann wird kreativ, relativiert wird das Künstler-Genie, das am Anfang moderner Bild-Produktion 1696 stand und der Kunst die Regeln gab.

David Hockney, der experimentelle Medien-Pionier, malt und zeichnet seit 2008 auf dem Bildschirm, gewinnt eine neue Unmittelbarkeit (in seinen Darstellungen der keimenden Natur), komponiert Bilder mit mehreren Perspektiven. Das traditionelle Naturbild wird aufgeladen, Sog und Abgrund werden zum Zeit- und Fahrerlebnis, überwunden ist das Bild als gefrorenes Momentum. Der Berlin-Künstler Michael Schackwitz gewinnt durch die vielfältigen Apps auf dem iPad neue Bild-Strukturen, eine neue Freiheit fern vom ‘leeren Blatt’, dem Horror vacui und ohne materiale Einschränkungen.


im Vordergrund Stefan Wilke, mit seiner kreativen iPad-Demonstration vor Ort.

Simmen: Bei den Gehirnforschern bedeuten die Tablets ein Quantensprung in der Wissensaneignung. Sie ermöglichen, nach Prof. Dr. Florian Heinen (LMU-München), die „direkte Interaktion des menschlichen Fingers … für die Einbettung von Wissen in unseren Alltag“. Mit dem Touch Screen ist „zwischen Information und Mensch etwas motorisch beteiligt, was ganz nah am Gehirn dran ist, was evolutionsbiologisch tief eingebettet ist, und was ontogenetisch früh im Gehirn selbst konstituiert wird“. Deshalb gilt das Tablet für Florian Heinen „weit eher als eine Entdeckung als eine Erfindung“.

Vielleicht ist Steve Jobs ‘letzte’ Erfindung die Entdeckung einer Wissens- und Bilder-Revolution.

Eva Maria von Erlach

Aufnahme: Maria Stumpf, Denkerei