20. Februar 2020 Olaf Lemke, Rahmen ohne Bilder, Gespräch in der Rahmenhandlung „Antike Rahmen“ über seine Sammlung / Leidenschaft.
Er ist singulär: Olaf Lemke sammelt seit vielen Jahren Bilder-Rahmen, Rahmen ohne Bilder. Er ist Rahmenmacher, der Rahmenhandel ist sein Erwerb. Er umgibt sich mit 1500 Rahmen aus der Renaissance bis zum Klassizismus. Stets einzeln angefertigte Rahmen – alle vor 1850 gefertigt, danach wurden Bilderleisten maschinell gefertigt – das interessiert nicht mehr.
Wir werden durch die Rahmenhandlung und die Werkstatt geführt. Erzählt werden Geschichten von und über all diese Rahmen, die den Rahmen bilden für eine Kunst- und vor allem Kulturgeschichte der Umrahmungen. – Unterschiedliche Materialien, Techniken und Applikationen werden vorgestellt: Von der Bemalung zu Ornamenten, von der Versilberung zum Vergolden, zum Schildpatt, hergestellt aus einer hauchdünnen Schicht eines Schildkröten-Panzers. Letzterer bringt eine wundervoll irisierende Wirkung auf die Oberfläche.
Jeannot Simmen (Aufnahmen: Olaf Lemke, CBE)
17. Februar 2020, Exklusiver Ausstellungs-Rundgang „Klaus Heinrich – Zeichnungen“, mit Klaus Gerrit Friese und Jeannot Simmen, Galerie Friese.
Kleiner feiner Zirkel trifft sich in der Galerie: betrachtend das Panorama der Zeichnungen, ein Parcour durch Städte und Themen, Ideen und Erlebtes. Der heute 92jährige Religionsphilosoph hat stets gezeichnet mit Kugelschreiber oder Filzstift. Alles Schwarz auf Weiss. Kein Blatt ist signiert, auch nicht datiert.
Kundig erzählt Klaus Gerrit Friese von seiner Idee einer Ausstellung dieser Werke, von den vielen gesichteten Werke bei Klaus Heinrich. Erklärt die Bilder und Themen, wieweit diese mit dem Leben von Klaus Heinrich oder mit seinen umfassenden Theorien verknüpft sind. – Jeannot Simmen erinnert an den ein Lied singenden Professor, an den Rezitator eines Gedichtes von Hölderlin, der wohl den Gedichtband in der Hand, aber die Verse frei zitiert. Wie auch die ganzen Vorlesungen druckreif vorgetragen werden, ohne Notizen, ohne Manuskript.
„Alle“ kamen damals zu den legendären Vorlesungen, die Klaus Heinrich hin- und herschreitend frei hielt. Vielfältig und assoziativ, schlüssig im Ganzen. Alles auf höchstem Niveau. Viel Interesse im Grossen Hörsaal fanden die über Semester gehaltenen Vorlesungen über das ästhetische und transzendentale Subjekt, vom italienischen Gesang über französische Malerei zu deutschen Gedichten & Vieles mehr.
Louis Nemmis (Aufnahmen: Galerie Friese )
31. Januar 2020, Klaus Heinrich – Zeichnungen, Ausstellungs-Eröffnung: Begrüssung Klaus Gerrit Friese, Einleitung Hanns Zischler, Galerie Friese.
Grosser Empfang: 250 Gäste kommen in die Galerie K.G. Friese am Fasanenplatz zu Ehren von Klaus Heinrich: Lehrender, Professor für Religionswissenschaft an der FU-Berlin seit 1968. Heute 92 Jahre, war er 1948 als Student einer der Gründer der Freien Universität. Damals eine alternative „Freie“ Lehrstätte gegenüber der Friedrich-Wilhelm-Universität im Ostteil von Berlin, unter russischer Aufsicht am Beginn des Kalten Krieges.
Erstmals werden seine Zeichnungen, Skizzen, Illustrationen ausgestellt. – Diese entstanden während langen Sitzungen der Universitäts-Kommissionen, teils auf dem Papier der Einladungen, während den Kolloquien, den Vorträgen seiner Studenten am Religionswissenschaftlichen Institut.
Von den tausenden von Blätten sind 100 ausgestellt. Sie sind weder chronologisch, noch thematisch angeordnet, eher nach Art und Weise. Befestigt ‚direkt‘ an der Wand, ohne Rahmen mit Magneten.
Was für ein Empfang, viel Bekannte nach Jahren wieder gesehen, alle älter geworden. Allein Klaus Heinrich und seine Frau sind unverändert. – Klaus Gerrit begrüsst mit Charme und grosser Freude; Hanns Zischler trägt souverän seinen Text „Die denkende Hand“ vor (SZ 4.2.20). Und Klaus Heinrich, präsent mit 92 Jahren, dankt allen in einer kleinen Ansprache.
Jeannot Simmen (Aufnahmen: Jan Sobottka und J. Si)
Ausstellung Franziska Holstein: „Malerei auf Papier“, Vorstellung: Klaus Gerrit Friese / zum Werk: Ann-Katrin Wegener, Galerie Friese, 14. Dezember 2019
Farbig-rechteckige Hochformate hängen an den Wänden, einzeln oder zu grösseren Serien komponiert. Papier, Blätter, mehrere Kilogramm schwer (!). Das Papier wird mit vielen Arylschichten übermalt, recto und verso, beidseitig. Biegsames Papier wird zum stabilen Klotz, kompakt durch über-übermalte Farbflächen, mutiert zu Farb-Objekten.
Keine Monochromen, stets sind Fetzen, Erinnerungen die darunter liegenden Schichten partiell sichtbar. Aus Farben und Kontrastsetzungen entsteht Malerisches am Rande der Malerei durch Noch-Sichtbarkeit. Gehängt an der Wand in Serien, spürbar wird eine empfindsame Seelen-Landschaft der Moderne.
Text: Jeannot Simmen. Raum-Aufnahme: Eric Tschernow,
„Symphonie der Großstadt“: Stummfilm von Walter Ruttmann, Begleitung: Sonic.art-Quartett: Live Performance vier Saxophone; Einladung CARYZMA. For a Better Future – Ort: Musikbrauerei Greifswalder-Straße, 1. Dezember 2019
Ein fulminanter Abend! Ein Film von 1927, eine avantgardistische Film-Montage: rasant-geschnittene Bilder (kein erzählerischer Kram, keine Dialoge als eingeblendete Texte). Ein Tag in der Großstadt. Eine wunderbare Ode an Berlin. Mit Live-Musik-Begleitung durch vier Saxaphon-Spieler/innen (www.sonicartquartett.com). Intoniert wird der lärmig-grelle und zärtlich-beschwingte Klang einer neuen Zeit.
Walter Ruttmanns Stummfilm zeigt die Vielfalt eines Tages: vom Erwachen der Metropole zum Arbeitsbeginn, Mittagessen bis zu nächtlichen Varietés, von den leeren morgendlichen Strassen zur Großstadt-Hektik. Gedreht und geschnitten in den Roaring Twenties. 1927: Spürbar sind Veränderungen: Die Armen/Deklassierten und die Reichen und Mächtigen, die antiquierten gesellschaftlichen Formen gegenüber Industrialisierung und Mechanisierung, einer die Form und Fassade negierenden Technik-Moderne: Die neue Sachlichkeit einer schnörkelosen Zeit.
Die MusikBrauerei Prenzlauerberg, nahe vom Volkspark Friedrichshain ist versteckter Ort, der Zugang verwinkelt über Treppen hoch und runter. Aber: Was für eine tolle Location.
Frank Suffert, der Initiator eröffnet mit dem Abend sein Portal CARYZMA. Eine neue Plattform (www.caryzma.org/) mit guten Nachrichten, gegen allgegenwärtige Negativ-Hysterie. Eine Initiative gegen Lethargie und Untätigkeit.
Text Jeannot Simmen. Aufnahmen: Frank Suffert, Caryzma
>>