Jeannot Simmen

Bücher und Medien
Projekte Büro Simmen

CBE KulturTermin mit Dr. Julien Chapuis; Ausstellung “Das verschwundene Museum”, Bode-Museum, 4. Juni 2015

Eine Ausstellung, die keiner der Offiziellen befürwortete … eine traurige Ausstellung über die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kunstwerke. Dr. Chapuis, Leiter der Skulpturensammlung, vom Bode-Museum führt uns durch die von im konzipierte Ausstellung. Eine Ausstellung der Verluste und Zerstörungen. Davon berichten grosse S/W-Fotografien, sie hängen statt der verbrannten Werke an den Wänden. Die Glasnegative überleben das Original. Ausgestellt sind zugleich angebrannte und teilzerstörte Marmor-Werke, zeitgenössische Kopien …

All diese Kunstwerke berichten von einer vergangenen Vielfalt und Fülle der grossen Museums-Landschaft von Berlin. Verbrannt sind alle grossen Bilder … kleine Hoffnungen sind Rekonstruktionen, Ergänzungen, da die Gips-Vorlage ‘überlebte’.

Werke werden von den Restauratoren aufgearbeitet und ergänzt. Nicht weiter unter Kriegsschäden rubriziert werden diese dem Kunst-Kontext zugeführt … die Fach-Wissenschaftler überlegen sich diese und jene Deutung und wagen neue Zuschreibungen. Gerettete Werke, wenige, ganz wenige.

Eine Ausstellung abwesender Bilder und Plastiken, eine auch grossartige Ausstellung: eine mutige Trauerarbeit über die Verluste, die aus Willkür und Sorglosigkeit, in den Bunkern von Berlin verbrannten.

Jeannot Simmen

Fotografien: Frauke Bergemann

Siehe die Kritik von Nikolaus Bernau in der Berliner Zeitung:
http://www.berliner-zeitung.de/wirueberuns,24251884,27052054,view,authorProfile.html

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CBE-KulturTermin: Photo-Ausstellung “Arnold Odermatt”, Galerie Springer; Rundgang und Gespräch mit Arnold Odermatt, 30. Mai 2015

Anlässlich seines 90. Geburtstags zeigt die Galerie Springer einen schönen Querschnitt durch das gesamte Werk Arnold Odermatts. Und einen Tag nach seinem 90. Geburtstag steht er uns Rede und Antwort – mit erzählerischer Präsenz und anekdotischem Witz. Eine ungewöhnliche Fotografenvita: Förstersohn, als Kind einziger Kamerabesitzer im Ort, Autodidakt und jahrelang im Polizeidienst Fotograf.


Arno Odermatt führt uns durch seine Ausstellung


Arno Odermatt (mit Sohn) diskutiert mit
der Galeristin und dem Galeristen Springer

Sein Werk verwandelt Motive aus dem Polizeialltag wie Unfallautos, geschmolzene Scheinwerfer von in Brand geratenen Autos und Actionfotos als Werbung für den Polizeiberuf in reine serielle Kunstfotografie, die dann in den 70er Jahren in den USA auch als Kunst herauskommt und den Siegeszug durch die Galerien antritt. Dabei nimmt Odermatt stilsicher Features moderner und postmoderner Kunst auf, bleibt aber immer ganz intuitiv, sozusagen ein großer “Naiver”.

Lutz Hillus

Aufnahmen: Jeannot Simmen

Mehr, siehe die Galerie-Information:
http://www.galeriespringer.de/wp-content/uploads/ODERMATT_Portrait_2015_web.pdf

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Lunch mit Gerhard Haase-Hindenberg (Autor und Schauspieler), “Die Arabische Welt auf der Suche nach der Moderne”, Kaisersaal, 29. Mai 2015

Als ausgewiesener Kenner der arabischen Welt zeichnet Gerhard Haase-Hindenberg ein deprimierendes Bild der Modernisierungs-Anstrengungen im Nahen Osten. Dabei geißelt der Autor das Fehlen einer breiten Aufklärungsbewegung und das unbeirrte Festhalten an frauenfeindlichen Traditionen.

Je länger der Vortrag dauert, desto finsterer wird das Bild. Ein Ausweg kann und will der Autor nicht aufzeigen. Am Ende bleibt die Frage, ob die Feststellung Lessings „der wahre Ring war nicht erweislich“ als Kernsatz der Aufklärung bei der Betrachtung der Islamischen Welt aus dem Westen noch Geltung behaupten will.

Stefan Hain

Aufnahmen: Jeannot Simmen

Mehr zu G.H.H.:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Haase-Hindenberg

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CBE-Lunch mit Prof. Dr. Joseph Vogl (Humboldt Universität), “Finanz als ‘vierte Gewalt’”, Kaisersaal, 24. April 2015

Erst die Finanzkrise 2008 hat in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer neuen Form von “Notstandspolitik” geführt: Staatliches Handeln wurde zunehmend auf Institutionen wie “Troika” oder finanzielle Schutzschirme übertragen, die sich jeder parlamentarischen Kontrolle entziehen. Demokratische Verfahren dagegen befinden sich seit 2008 bei der Administration finanzieller Bereiche auf dem Rückzug.

Prof. Vogl zeigt uns jedoch, dass sich das Finanzsystem schon seit dem 18. Jahrhundert als selbständige Macht herausbildet hat. Die Entwicklungslinie vom Steuerwesen der frühen Neuzeit bis zur Schaffung unabhängiger Zentralbanken intensiviert und potenziert die Vernetzung staatlicher und finanzieller Macht. Unser Referent zeigt insbesondere am Beispiel der Bank von England eine Ökonomisierung der Regierungspraxis, die sich bis heute immer weiter intensiviert hat.

In einer lebhaften Diskussion im Anschluss geht es um die Aufwertung demokratischer Willensbildung gegenüber einer Politik, die sich ausschliesslich durch “finanzielle Sachzwänge” glaubt legitimieren zu können.

Lutz Hillus

Aufnahmen: Jeannot Simmen

Mehr; im Interview:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/eine-art-vierter-gewalt

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CBE-Kultur-Termin: Ausstellung “Du sollt Dir (k)ein Bild machen”, Berliner Dom mit Alexander Ochs (Kurator), 10. April 2015

Im opulenten Neobarock vom Berliner Dom eine Ausstellung zu realisieren, das braucht Mut und beherzten Zugriff. Der Kurator, Galerist und Kunsthändler Alexander Ochs liebt solche Herausforderungen. “Du sollst Dir (k)ein Bild machen” zeigt aktuelle und traditionell-religiöse Kunst. Alle Werke sind thematisch eingebettet zu den Oster- und Passions-Feierlichkeiten. Ein üppig-dekorativer Seitenaltar wurde umbaut zu einem minimalistischen Raum, der die Kunstwerke in wechselnden Konstellationen, je nach den kirchlichen Feiertagen zeigt.

Kontroverse und dadurch sich ergänzende Themen werden simultan präsentiert. Ein Werke von Lucio Fontane mit aufgeschlitzter Leinwand wird assoziativ zur Seitenwunde Jesus am Kreuz. Diese Verwandlungen schaffen Konstellationen, machen diese Ausstellung intelligent und spannend.

Alexander Ochs erklärt uns Thema und die vielen Anstösse, die die Kirchengemeinde in Diskussionen mit ihm anregte – und die durch die Ausstellung ausgelösten Diskussionen im Kreis der Gläubigen. Die Ausstellung modernisiert besonders durch Werke heutiger Künstler die Glaubens-Vorstellungen.

Jeannot Simmen

Aufnahmen Frauke Bergemann (info@frauke-bergemann.de)
und Jeannot Simmen

Mehr:
http://du-sollst-dir-kein-bild-machen.de/

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