Hanns Zischler (Schauspieler, Schriftsteller, Fotograf): Das Sténopé. Chromatische Fotografien, 9. Mai 2014
Hanns Zischler, der denkende Beobachter, Schriftsteller, Schauspieler, Sprecher, Übersetzer und vieles andere mehr, ist diesmal als Fotograf unser Gast. In den letzten Jahren verfiel er dem Zauber der Lochbildkamera und erklärt uns die Besonderheiten seiner Rigby Pinhole, erzählt uns von der Aufnahme durch ein einfaches Loch, von der Belichtung, der Entwicklung, dem Druck seiner Bilder.
Die Besonderheit der Apparatur besteht in dem Fehlen der Linse. Das Licht tritt nur durch ein Loch und belichtet den Film direkt. Was zunächst eine Einschränkung bedeutet, gibt dann aber den Rhythmus der Aufnahme vor: Keine Momentaufnahme entsteht, sondern der entschleunigte Aufnahmevorgang fängt die Entstehung des Bildes mit ein. Und so wird der Fotograf zu dem ruhiggestellten, neugierigen Beobachter der bildnerischen Möglichkeiten der Wirklichkeit. So entstehen intensive Wahrnehmungen, Bilder mit dem typischen Lichtkegel.
Von dem Freien, der Natur, den Sträuchern bewegt im Wind und von dem Schiff, dass sich langsam von den Insel entfernt und uns das Bild seiner Bucht schenkt, erzählen diese Bilder. Ein Bericht vom langsamen Sehen. Und das Schönste: Der Künstler hat sie mitgebracht, wir dürfen alle Hinschauen – erstmals Lunch mit Kunst-Ausstellung! Vielen Dank Hanns Zischler!
Text/Einführung: Stefan Hain
Aufnahme: Jeannot Simmen

Bazon Brock (Denkerei) und Jeannot Simmen (Club Bel Etage), “Memorial für Markus Brüderlin" KulturTermin in der “Denkerei”, 13. April 2014
Markus Brüderlin starb jung mit 55 Jahren, er wurde in Frankfurt beigesetzt, im Kunstmuseum Wolfsburg fand eine würdige Gedenkfeier statt. Wir veranstalteten am Palmsonntag ein Berlin-Memoral für Markus Brüderlin aus Dankbarkeit für einen interessanten Kunst-Theoretiker und einen spannenden Ausstellungsmacher – einer der besten Kuratoren von Themen-Ausstellungen.
Bazon Brock kennt Markus seit vielen Jahren, seit Wien als Brüderlin bei ihm studierte. Daraus entstand die Idee seiner Dissertation: “Die Einheit in der Differenz. Die Bedeutung des Ornaments”. 1994 promovierte Markus Brüdelin in Wuppertal bei Bazon Brock (Zweitgutachter: J. Simmen).
Markus Brüderlin war nicht nur langjähriges Mitglied in unserem Club Bel Etage, wir besuchten mit dem Club regelmässig die Ausstellungen in Wolfsburg und waren stets hocherfreut über die wunderbaren Bild-Diskurse und die ästhetisch hervorragenden Ausstellungen.
Jeannot Simmen
Aufnahme: Kunstmuseum Wolfsburg 2011; Club Bel Etage

Prof. Bogomir Ecker, Künstler, Kurator der Ausstellung “Lens based Sculpture KulturTermin in der Akademie der Künste, 05. April 2014
Eine besondere Ausstellung: zwei Künstler (Bogomir Ecker und Raimund Kummer) als Initiatoren hatten die Idee, die Veränderung der Skulptur durch Photographie auszustellen, die Erweiterung des Skulpturalen darzustellen.
Spürbar, die grosse Freude: das Kuratieren, als ein Denken mit Bildern und Bildobjekten., Präsentiert werden in der Ausstellung überaschende Konstellation mit grossartigen, teiln unbekannten Werken. Ohne didaktische Krücken, ohne historisches Korsett wird mit den ausgestellten Werken aufgezeigt wie sich fast alles veränderte: die bisherige Bildhauerei sich neu begründete. In zwei Kabinetten wird mit vielen Abbildungen demonstriert, wie sich der tradierte Begriff bis heute umfassend erweiterte durch Künstler-Positionen.
Nicht die Abstraktion war in der Skultpur wichtig, Geschwindigkeit und Beschleunigung werden als Ursache der Modernisierung gesetzt. Die sich verändernde Zeit wird zum Kriterium, sie bildet kein stetes Kontinuum mehr. Am Anfang stehen kapitale Werke von Umberto Boccioni, Raymond Duchamp-Villon und von Marcel Duchamp. Daneben viele Photographien und Zeichnungen die forschend und experimentell das Neue in zwei separaten Kabinetten ausloten.
Bogomir Ecker führt uns engagiert durch die Ausstellung, zeigt uns die künstlerische Anordnung der Werke, welche Geschichten sich dahinter verbergen und welche Probleme thematisiert werden – ein grosses Dankeschön – wir sind stark begeistert !
Eine der schönsten Ausstellungen in Berlin. Realisiert von zwei Bildhauern/Plastikern, die sich selbst von allen Traditionen verabschiedet haben und von den Brüchen und Veränderungen wissen.
Jeannot Simmen
Aufnahme: iPhone von Jeannot S.

Margit J. Mayer, Chefredakteurin Harper’s Bazaar: Welscher Tand aus Amerika Club Bel Etage, Lunch im Kaisersaal, 21. März 2014
Welch grosse Freude, Margit J. Mayer, Chefredakteurin von Harper’s Bazaar als Referentin im Kaisersaal zu begrüssen. Ihr Thema, „Welscher Tand aus Amerika”. „Der Mode entkommt man nicht. Denn auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode“ – das Zitat stammt von Karl Lagerfeld. Dies beantwortet die Frage nach dem Unterschied zwischen Stil und Mode. Für Margit J. Mayer gibt es keinen: Mode ist Stil und Stil ist Mode. Allerdings gibt es Mode, Tracht und Alltagskleidung.
Margit J. Mayer in Gespräch und Diskussion
Die deutsche Ausgabe von Harper’s Bazaar erscheint in Berlin, weil hier das kreative Zentrum liegt weil hier Mode entsteht. Historisch war Deutschland nie zentralistisch. In den Zwanziger Jahren war Berlin mondän und international. War damals die schwule Ästhetik führend, so wird das heute ersetzt durch das Androgyne.
Mode wird da möglich, wo die wirtschaftlichen Pfründe liegen, wo sich der höchste Stand der Zivilisation befindet, so die Referentin. Mode entsteht heute im internationalen Kontext. Anders als vor hundert Jahren, wo man sich nur in Paris einkleidete, sofern man es sich leisten konnte.
Margit J. Mayer hat als Chefredakteurin der Architectural Design (AD) das ästhetische Bewusstsein in Deutschland nachhaltig geprägt. Sie ist auf dem Wege aus Harper’s Bazaar ein ebenso inspirierendes, wie stilprägendes Mode-Magazin zu schaffen.
Caroline Neuendorf
Photo-Aufnahmen: Jeannot Simmen

Lothar Lambacher, Der Welfenschatz, Club Bel Etage, KulturTermin im Bode-Museum, 6. März 2014
Der Welfenschatz ist ein kunstgewerbliches Ensemble, bildet den kostbaren Reliquienschatz des Braunschweiger Domes. Die ältesten Objekte entstanden im 11. Jahrhundert. Die grossartigen Arbeiten bergen meist den Körperteil eines Heiligen – geschmückt mit Edelmetall (meist Gold) und Edelsteinen. – Die Reliquiarien wurden erst um 1866 ‘Welfenschatz’ genannt, als sich dieser als Abfindung wieder im Privatbesitz der damals nach London exilierten Welfen befand – deren Vorfahren ihn einst dem Dom gestiftet hatten!
Lothar Lambacher im Entrée vom Bodemuseum
Souverän erläutert uns der Vizedirektor des Kunstgewerbemuseumes, Lothar Lambacher, die Vorgeschichte. Erklärt mit vielen Details die weitläufigen historischen Verquickungen dieses kostbaren Schatzes. Ausgestellt in der ’Schatzkammer’ vom Bodemuseum (Umbau Kunstgewerbemuseum am Kemperplatz), bildet dieser den Höhepunkt unter den vielen Kunstwerken. Lothar Lambacher erläutert uns auch an Einzelobjekten die kunsthandwerklichen Finessen … nach wunderbaren zwei Stunden hatten wir einen kleinen Teil der ca. fünfzig Objekte bewundert und verstanden.
Eine Reise in die Vergangenheit – Lothar Lambacher vor dem Welfenschatz
Nach dem grossen Applaus für Herrn Lambacher waren die Zuschauer weiter interessiert. Wir werden einen zweiten Termin im Bodemuseum mit dem kundigen Begleiter veranstalten.
Mehr auf Wikipedia: – http://de.wikipedia.org/wiki/Welfenschatz;
siehe auch den Bericht vom 21.2. Lunch mit Lucas Elmenhorst über die juristischen Aspekte. Jeannot Simmen
Photo-Aufnahmen: Jeannot Simmen
<< >>