Sergei Tchoban, Museum für Architektur-Zeichnung „Tchoban Foundation“ und Ausstellung „Piranesis Paestum“ CLUB BEL ETAGE, KulturTermin, Pfefferberg, 24.8.2013
Das neue Gebäude auf dem alternativen Kultur-Standort Pfefferberg ist von besonderer Gestaltung: erinnert von fern an gestapelte Container, ganz oben eine Glasbox. In den vier konzis gestalteten, aufeinander gestapelten Bauteilen befindet sich ein besonderes Sammler-Museum für Architektur-Zeichnungen von einem Privatmann.
Der aus St. Petersburg stammende Architekt Sergei Tchoban realisierte damit ein Gebäude voll radikaler Konsequenz und viel Experiment. Die Betonkuben sind edel gestaltet, reliefartig mit abstrahierten Linien einer früh erworbenen Zeichnung strukturiert. Die Türen und Treppen, die Handläufe und Glas-Lichter sind radikal modern in Form und Material. Der Architekt und Sammler realisierte damit ein Gebäude das selbst zum Exponat wurde.
Sergei Tchoban präsentierte Idee und Realisation seiner Initiative. Er sammelt seit vielen Jahren erwiesen Architektur-Zeichnungen, die in der nächsten Ausstellung präsentiert werden. Aktuell ausgestellt sind 15 aquarellierte Zeichnungen von Piranesi: eine Sensation. Von Piranesi kennen wir viele Kupferstiche, doch wenige Zeichnungen. Diese Werke werden hier in Berlin erstmals umfassend präsentiert, sie gehören dem John Soanes Museum in London, der nächste Ausstellungsort ist 2015 die famose Morgan Library & Museum, New York
Jeannot Simmen
Aufnahmen: Jeannot Simmen

Dr. Katja Blomberg (Leiterin): „Soren Kierkegaard - Entweder - Oder“, Ausstellung Haus am Waldsee
CLUB BEL ETAGE KULTURTERMIN / Rundgang, 28. Juni 2013, Kierkegaard verfasste 1841 in Berlin die Schrift „Entweder – Oder“ als ein ästheitsch-moralischer Dualismus zwischen einem lebenslustigen Dandy (der Ästhetiker A) und einem verheirateten Familienvater (Ethiker B). Verhandelt werden damalige ethische Werte zwischen Gut und Böse, Positionen zwischen ästhetischem Genuss und ethischer Aufrichtigkeit.
Ein schwieriges Feld, Spagat für die Bildende Kunst. Katja Blomberg führt kundig uns durch die Ausstellung und erläutert bei den jeweiligen Kunstwerken die Ideen der Künstler und die Relationen zu Kierkegaard. Ein höchst anregender Rundgang, der gerade bei den indirekten visuellen Darstellungen interessant für den Betrachter wird. Vom Erstaunen vergangener moralisierender Positionen für uns Heutige, zeigt die Ausstellung einen aktuellen Kontext,, bis hin zu ästheitsch-politischen Bildwerken.
Jeannot Simmen
Aufnahmen: Jeannot Simmen

REGINA ZIEGLER, Film-Produzentin, Zwischen Glanz und Insolvenz
CLUB BEL ETAGE, Lunch im Kaisersaal / 7. Juni 2013
Am 7. Juni war Prof. Regina Ziegler unser Gast. Zur Einführung zeigte sie einen Film der anlässlich des 40jährigen Bestehens der Ziegler Film GmbH und CoKG produziert wurde. Ein Film der mitreissend die vielen Stationen der beeindruckenden Karriere von Regina Ziegler wieder gibt.
Regina Ziegler ist die Grande Dame des deutschen Films, eine unermüdliche Kämpferin, die in ihrem beruflichen Leben alle Höhen und Tiefen erlebt hat. Ihre Karriere begann sie als Produktionsassistentin. Mit eisernem Willen eignete sie sich das nötige Wissen an und verfolgte hartnäckig ihre Karriere.
1972 machte sie sich selbstständig und gründete die Regina Ziegler Filmproduktion. Für ihre erste Produktion bekam sie gleich den Bundesfilmpreis. Der Regisseur dieses ersten Filmes ist Wolf Gremm, ihre grosse Liebe, ihr Ehemann. Es war beeindruckend, ein wenig hinter die Kulissen des harten Filmgeschäftes blicken zu dürfen.
Frau Ziegler hat eine grosse Leistung vollbracht. Es war uns eine Ehre, sie bei uns zu haben. Heute leitet sie die Firma zusammen mit ihrer Tochter, Tanja Ziegler.
Caroline Neuendorf

Anish Kapoor in Berlin (Martin-Gropius-Bau)
CLUB BEL ETAGE KULTURTERMIN / Rundgang durch die Ausstellung, 3. Juni 2013
Anfang der 70er Jahre erhielt der englisch-indische Künstler Anish Kapoor internationale Aufmerksamkeit, mit seinen Skulpturen aus Farbpigmenten. Dies führte ihn zu monochromen Rauminstallationen und in den letzten Jahren zu Monumentalskulpturen, die jetzt im Martin-Gropius-Bau zu sehen sind; Kurator der Ausstellung ist Norman Rosenthal (London).
Aufnahme: Frauke Bergemann www.frauke-bergemann.de
Kapoors Werk besteht aus verschiedenen Materialien, wie Stein, Stahl, Glas, Wachs, PVC Häuten und Hightech Material. Die monumentalen Skulpturen breiten sich über den Boden aus, sogar über drei unbetretbare Räume. Durch ihre Farbigkeit und Form eine sinnlich-unmittelbare Qualität.
Der Widerspruch zwischen Chaos und Perfektion lässt Raum zur Interpretation. Der Einfluss von Orient und Okzident verleiht den Arbeiten eine besondere Spannung.
Caroline Neuendorf

SARAH WIENER, Fernsehköchin und Autorin: Warum wir die Welt nur mit Genuss retten können.
CLUB BEL ETAGE, Lunch im Kaisersaal / 19. April 2013
Sarah Wiener hat mit Leidenschaft ihr neues Buch vorgestellt. Es war ein fulminanter Vortrag über die Missstände im Umgang mit unserer Ernährung, angefangen beim Saatgut bis zur Tierhaltung. “Am Anfang steht der achtsame Umgang mit dem, was uns ernährt und der Respekt davor”.
Am Beispiel des Grundnahrungsmittel Milch beschreibt sie, wie sich die Milch, die wir im Supermarkt kaufen, zusammensetzt. Jede Wiese besteht aus einer anderen Zusammensetzung von Kräutern, die den Geschmack der Milch bestimmen. Meist stehen die Tiere heute nicht mehr auf der Weide sondern vegetieren in einem Stall. Die Milch wird dann in einer Zentrale zusammen gekippt und hat dadurch ihren spezifischen Geschmack verloren. Dann wird sie ultrahocherhitzt und homogenisiert um sie möglichst lange haltbar zu machen. Hinzu kommt die Behandlung der Kühe mit Antibiotika, da sie durch falsche Haltung häufig Krankheiten bekommen. Das ist dann die Milch die wir trinken.
Die Liste der Engagements von Sarah Wiener ist lange und beeindruckend. Sie ist Schirmherrin des Tierzuchtfonds, sie unterstützt verschiedene Aktionen, die sich gegen Genfood aussprechen, sie hat die Sarah Wiener Stiftung für gesunde Kinder und was vernünftiges zu essen gegründet.
Gabeln mit Sarah Wiener – engagierte Diskussion nach einem heftigen Vortrag von Sarah Wiener
Sie kämpft gegen einen industrialisierten Einheitsgeschmack und propagiert eine Rückkehr zur saisonalen, regionalen Küche und einer achtsamen Genusskultur, denn wir sind was wir essen.
Wir waren sehr glücklich, Sarah Wiener bei uns zu haben, ihr Vortrag hat in seiner Intensität wachgerüttelt und zu intensiver Diskussion geführt,ein wirklich gelungener Mittag im Kaisersaal.
Caroline Neuendorf
Aufnahmen: Jeannot Simmen
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