Nikolai Makarov, Max Dudler: “Stille Architektur”, Besuch der Ausstellung im Museum der Stille in Berlin-Mitte, 29. Oktober 2014
Das “Stille Museum”, Ort der Besinnung mit russischem Background, eröffnete eine Ausstellung mit Modellen für Bauwerke “Stille Architektur”. Präsentiert werden ein Dutzend Projekte, die Stille, eigentlich die Architektur, die nur für sich spricht., thematisiert Vergleichbar ist dies einer nach aussen weiter ‘gebauten’ Haut unseres Körpers, wo ein auch meditativer Bezug zu sich selbst gesucht wird. Architektur der Ruhe bringt ein Bei-sich-Sein, ein Ruhen im Innseren, im Selbst.
Max Dudler, Modell für einen Raum der Stille
Ausgestellt werden Modelle von: Stephan Braunfels, Max Dudler, Gewers & Pudewill, Michael Marshall, Staab Architekten, Franco Stella und Sergei Tchoban. In den nächsten Monaten werden weitere Modelle folgen. Für die Zukunft ist geplant, einzelne Modelle an besonderen Orten zu realisieren.
Max Dudler vor seinem Modell
Nach einer Einleitung von Nikolai Makarov, der Initiator des “Stillen Museums” und Künstler von Werken, wo ’nichts passiert’ nur die Darstellung selbst malerisch thematisiert wird … nach der Einleitung erläutert Max Dudler engagiert sein Modell, die Problematik, “Stille” architektonisch erfahrbar zu machen.
Jeannot Simmen
Aufnahmen: Architekten und Simmen

CBE-Lunch mit Prof. Henrik Hanstein Lempertz (Köln-Berlin-Brüssel): REMBRANDT – eine gewagte Zuschreibung?, Kaisersaal, 17. Oktober 2014
Ein Bild entdecken, das bislang unbekannt, vergessen und ohne Künstlername, das aber eigenhändiges Werk eines bekannten Künstler, das ein Rembrandt ‘wird’ … Das bedeutet eine Sternstunde für den Kunsthistoriker, hier eine Mitarbeiterin vom Auktionshaus Lempertz. Prof. Hanstein schildert uns diese Entdeckung aus Berliner Privatbesitz, das beim Vorbesitzer als Bild vom Trödelmarkt galt.
Prof. Hanstein beim CBE-Lunch und der ’neue’ Rembrandt
Eine solche Neubewertung muss stimmen, Prof. Hanstein schildert die modernen Techniken, die verlässliche Datierungen ermöglichen. Dennoch muss ein solches Werk vorsichtig im Auktions-Katalog beschrieben werden. In dem Fall als “Niederländischer Meister” / Mitte 17. Jh.” Doch viele Sammler wurden hellwach: von 10’000 / 15’000 auf gut 1,5 Mio Euro wurde das Bild gesteigert und verkauft.
Volles Haus, der Kaisersaal am Potsdamer Platz
Zufall oder nicht, einige Tage davor ging gross durch die Kunstpresse: “70 falsche Rembrandts sind jetzt doch von ihm”, so die Bild-Schlagzeile, “Kunsthistoriker haben sich über Jahrzehnte geirrt”. Problematisch ist nicht die Zuschreibung nach der Abschreibung, sondern dass der abschreibende ebenso der zuschreibende Kunsthistoriker war/ist. – Prof. Hanstein ergänzt durch viele Hinweise die teils abenteuerlichen Urteile von durchaus renommierten Fachleuten.
Langer und intensiver Applaus für den CBE-Referenten, der kompetent und mit gelebtem Engagement samt wirtschaftlicher Verantwortung uns die Probleme näher brachte. Jeannot Simmen
Aufnahmen: Lempertz und Jeannot

CBE-KulturTermin mit der Künstlerin Young-Jae Lee: "EINFACHHEIT. Vasen”, mit Alexander Ochs, in den neuen Räumen von Alexander Ochs Private, 6. Oktober 2014
Vom Kurator von Kultur-Ausstellungen zum führenden Galeristen für chinesische Künstler zu seinem neuen, eher privaten Kunstraum … Alexander Ochs schildert seinen Weg aus Bamberg, nach München, nach Bejing und nach Berlin, da von Kreuzberg nach Charlottenburg. Die Vermittlung von Kunst und Künstler aus China ist besonders und erfordert viel Wissen und noch mehr Fingerspitzen-Gefühl.
Young-Jae Lee und ihre Keramiken
Präsentiert werden 88 Tulpenvasen, die ähnlich sind, doch variierend in der Form, ebenso Glasur und Farbe und einer minimalen Malerei von zeichenhaften Pinselstrichen. Kunst und Töpfermarkt, das Ensemble der ausgestellten Vasen ist eine Edition und doch bildet jede Vase ein ‘persönliches’ Einzelstück, das günstig erwerbbar ist.
Alexander Ochs im Gespräch
Frau Lee, schildert uns die Idee ihrer “Werkstatt Mathildenhöhe” in Essen, die sie leitet und wo ihre Keramiken seit vielen Jahren entstehen. Entscheidend für die Künstlerin aus Korea war die Erfahrung auf der Art Basel, wo sie in den Werken der Minimal-Art eine tiefe Verwandtschaft spürte. Ihre Werke werden heute in den grossen Kunst-Ausstellungshäuser ausgestellt, aber ebenso gibt es Editionen von Schalen und Tellern, die für den alltäglichen Bedarf sind.
Zum Abschluss 2014: Das fünffache Glück des Einfachen … Grossartigen !
Zum Abschluss lädt uns Alexander Ochs zum Umtrunk ein samt wunderbaren Nikolaus-Geschenken und -Leckereien. Danke!
Jeannot Simmen

Ausstellung Michael Sailstorfer: “B-Side”, Rundgang mit Dr. Katja Blomberg Club Bel Etage KulturTermin, Haus am Waldsee, 23. Sept. 2014
Eigentlich Konzeptkünstler, doch der junge und erfolgreiche Bildhauer Sailstorfer arbeitet mit durchaus gewichtigen Formaten. Und er formt mit einer Lässigkeit, die die Schwere der Objekte vergessen lässt. Präsentiert werden Kunstwerke aus den vergangenen zehn Jahren, die bereits in bekannten Sammlungen sich befinden.
Dr. Katja Blomberg, die Leiterin vom Haus am Waldsee, bringt uns die vielen Anspielungen näher, vor allem die Mutationen, Umfunktionierungen einer Bushaltestelle zur Einraum-Wohnung, von alten Polizei-Uniformen, die zum Teppich verwebt, einer verkleinerten Freiheitsstatue, die zum Bohrkopf wird … Überzeugend dabei werden die skulpturalen Verwandlungen, der Umgang mit den Materialien, weniger die Idee an sich.
Jeannot Simmen
Aufnahme: Haus am Waldsee und J. Simmen

Prof. Dr. Hellmuth Karasek: “Tabus und die Grenzen der Kunst” Club Bel Etage Lunch im Kaisersaal, 18. Sept. 2014
Zweifellos der am meisten ‘aneckende’ Vortrag, doch von grossem rhetorischem Genuss … am Ende wurde noch ein Schiller-Gedicht frei zitiert. Beiläufig wurde das angegebene Thema angesprochen und die Referenzen zu Freud und Thomas Mann eingeflochten. Veranschaulicht an den tagtäglichen Tabus, anhand der akuellen Tageszeitungen aufgedeckt. So frei und libertär leben wir keineswegs.
Der eigentliche Vortag galt dem geflügelten Wort: “Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen”, was paraphrasiert wurde mit aktuellen Zitaten und vor allem mit drei Witzen, die den Rassismus latent ansprechen. Hellmuth Karasek ist ein begnadeter Erzähler und hellwach mit jugendlichen 80 Jahren. Funkelnder Esprit und kritische Anspielungen beim eigentlichen Thema über die Vorurteile und die Tabus in Witzen. Eigentlich was Beiläufiges, doch unser ’Starredner’ schafft es, aufklärerisch und höchst amüsant die abgeschliffenen Denkmodi kritisch zu knacken.
Jeannot Simmen
Aufnahmen: Jeannot Simmen
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