Jeannot Simmen

Bücher und Medien
Projekte Büro Simmen

Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“; Dr. Karl Wegmann (Führung), mit Interventionen vom Zeitzeugen Hans-Hendrik Grimmling CBE-Rundgang im Museum Barberini, Potsdam, 17. November 2017

Schwierige Kunst: Zwischen Begeisterung für ein sozialistisches Deutschland … bis hin zum kunstphoben DDR-Obrigkeitsstaat. Eine grosse Sache geriet in „allzu kleine Hände“, so der Philosoph Ernst Bloch, der nach einigen Jahren die DDR verliess, mit Hans Meyer dem Literaturhistoriker. Kunst zerrieb sich, wurde zerrieben zwischen langweiliger Staatskunst und oppositioneller Leidenskunst.

Interessanter Rundgang mit Dr. Wegmann vom Barberini Besucher-Team und Hans Hendrik Grimmling, Künstler, präsent in der Ausstellung mit einem grossen Werk. Als unbequemer DDR-Künstler ‚spürte‘ er die staatliche Macht, Repression, Ausstellungs- und Reise-Verbot. Er flüchtete. Authentisch erzählt er uns von Damals und den Damaligen, auch den staatsfrommen Künstlern, die vom Regime hofiert wurden.

Lebhafte Ausstellungs-Führung im Doppelpack … was bei den zahlreichen Teilnehmer*innen zu grossem Interesse und vielen Diskussionen führt.

Jeannot Simmen

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Chris Dercon (Intendant Volksbühne Berlin): „Trotz Alledem. Die Revolution der Bühne; Neue Konzepte. Der Kurator und das Theater.“ CBE-Lunch im Kaisersaal, 15. November 2017

Er kam, redete und überzeugte … ein Riesen-Applaus für den neuen, umstrittenen Intendanten, der für sein Eröffnungs-Wochenende bei der Berliner Presse, Zustimmung erhielt, aber auch Kritik und Häme (FAZ). Er bleibt dennoch Optimist, „Schwarzer Optimist“!

Das moderne Theater als ein Ort permanenter Revolution von Piscator bis Moholy-Nagy. Chris Dercon lobt souverän seinen Vorgänger (Castorf, 25 Jahre Intendant) und die Regisseure. All jene, die ihm den Start in Berlin, mehr als nur erschwerten, ein unkollegialer Besitzstands-Wahrung-Krieg mit pseudolinken, ideologischen Grabenkämpfen; Polit-Theater um Pfründe.

Das Theater neu denken ! Bühne/Theaterraum sind nicht getrennt vom Zuschauerraum. Die Künstler zeigen den Weg in der vorgetragenen Geschichte der „Revolution der Bühne“. – Ein CBE-Höhepunkt. Grosser Applaus, Dank, Riesendank an Chris Dercon!

Jeannot Simmen / Aufnahmen: Frauke Bergemann

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Wolfgang Petrick: „Go(o)d Speed“ Ausstellung im Max-Liebermann-Haus; Rundgang mit Prof. Dr. Stefan Winter CBE-KulturTermin in der Stiftung Brandenburger Tor, 11. November 2017

Bilder und Zeichnungen, analog und digital, gemalt und photographiert; die Wände ‚gepflastert‘. Ausgestellt wird zentral, am Brandenburger Tor, im Max Liebermann Atelier. Aber anders als vor 150 Jahren: Überdehnte Figuren und Stadt-Landschaften im Furor eines umfassenden Taumels. Menschen und Dinge werden im Kosmos von Wolfgang Petrick verformt.

Alles unterliegt einer höheren Kraft zwischen „Good Speed“ und „God Speed“. Geschwindigkeiten eines Orkans oder gewaltig wie einTaifun. Die Komposition erweitert Perspektivität bis hin zu Anamorphosen oder 360 Grad Spiegelungen.

Vor den Bildern diskutieren der Künstler und Stefan Winter. Sie lernten sich im Club Bel Etage kennen. Professor Winter schrieb auch im Katalog über den Künstler. Erfreulich.

Jeannot Simmen / Aufnahme: CBE, Jeannot Simmen

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Jean Fouquet: „Die Madonna von Melun“, Ausstellungs-Rundgang mit Dr. Stephan Kemperdick, Kustos der Gemäldegalerie SMPK und Kurator CBE-KulturTermin Gemäldegalerie Kulturforum, 19. Oktober 2017

Zwei Bilder – viele Geschichten. Ein Distichon, zwei Werke von unterschiedlicher Farbstimmung aber aus einer Zeit, Übergang von der Hochgotik zur Renaissance.

Engagiert und kenntnisreich interpretiert Stephan Kemperdick die beiden zentralen Werke von Jean Fouquet. Erstmals zusammen ausgestellt nach 70 Jahren. Der Ausstellungs-Kurator verführt uns in jene Zeit von Kaiser Karl VII. Samt Hofleben und Künstlerreisen nach Italien, wo die ersten Bildfindungen der damals neuen Kunst der Renaissance erfunden wurden.

100 Minuten knisternde Spannung bis zur ‚Wahrheit‘: Keine religiöse Madonna, keine Heilige Maria mit Kind für das Gebet. Aber das innige Bild der jung gestorbenen Agnes Sorel, der Lieblingsfrau vom Kaiser. Sie galt als „schönste Frau“ mit dem offiziellen Titel „Mätresse“ am Hof von Karl VII. Das Bild galt als anstössig bis ins 20. Jahrhundert. – Das zweite Bild zeigt ein Bildnis des Stifters Etienne Chevalier mit dem Heiligen Stephanus.

Jeannot Simmen / Aufnahmen: Jean Fouquet, Madonna von Melun: Kgl. Museum der Schönen Künste, Antwerpen (Aufnahme: Gemäldegalerie, Berlin)

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Rüdiger Lange (Kurator): Ausstellung „Standard International #4“, Licht-Installationen CBE-KulturTermin, Altbau Glinkastrasse, Berlin-Mitte, 22. September 2017

34 Lichtarbeiten von 25 international arbeitenden Künstlerinnen und Künstler erleuchten das erste Geschoss dieses Gebäude, das mit marodem Charme der Grundsanierung harrt. Ein besonderer Ort, Shabby-Chic. Die Licht-Technik von Künstlern bietet da clean+berechenbar Kunst, die alldimensional sich erweitert. Licht-Objekte erhellen den Gesamtraum und verwandeln diesen.

Rüdiger Lange begleitet uns souverän durch seine Ausstellung: „Im Spiel mit dem Licht entsteht im Ambiente dieses Gründerzeit-Gebäude eine kulturelle Zeitmaschine. Licht ist für Kunst zentral: Ohne Licht keine Farben, keine Plastizität, kein Raum und keine Form“.

Jeannot Simmen / Aufnahmen: SI und Glinka

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