Jeannot Simmen

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CBE-Lunch im Kaisersaal: Wolfgang Ulrich, Autor: „Siegerkunst“, Neuer Künstlermythos, Wie ändert sich die Produktion von Kunst bei Studio-Fertigung, 15. Juni 2016

Ausgebuchte Veranstaltung – Wolfgang Ulrich löst ein, was der Titel verspricht: Wandlung des Künstlerbildes von Kants Künstler als maßstabsetzendes Genie, als autonomem Außenseiter, der sich bewusst vom Hofkünstler als Diener seines Herren absetzte. Heute entwickelt sich der Einzelgänger der Moderne zurück in die Rolle eines ‚Hofkünstlers’, dessen Werke vor allem den Auftraggeber und den Sammler preisen. 

Siegerkunst ist die neue Must-have-Marke der Erfolgreichen. Kunst als Mittel der Repräsentation, deren Wert sich über die Höhe des erzielten Preises am Kunstmarkt bestimmt. Kunst-Kritik wird in den Medien durch die sensationsheischende Berichterstattung über erzielte Preise abgelöst.  

Ulrich skizziert an Ai Weiwei, Olafur Eliasson und Jeff Koons die Produktionsweisen des neuen Künstlertyps: Die Werkstatt, die Endabnahme durch den Künstler und die wichtige “Postproduction”. Der eigentliche Ort dieser Künstler ist aber nicht die Werkstatt, hier produzieren anonyme Mitarbeiter. 

Der Künstler selbst ist mit PR-Arbeit und medialer Selbstdarstellung beschäftigt. Er ist eher in einer globalisierten Öffentlichkeit als in seinem Atelier anzutreffen. Er etabliert sich als globale Marke und betreibt gezielte Markenpflege. Wäre es nicht konsequent, wenn sich diese Marke so von der Person des Künstlers löst, dass sie ihn nach seinem Tod überdauert?

Rege Diskussion, viele Gäste stellten kritische Fragen nach dem spannenden Vortrag.

Lutz Hillus

Aufnahmen: Jeannot Simmen, Eleonora Frolov