Jeannot Simmen

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CBE-Lunch mit Prof. Dr. Joseph Vogl (Humboldt Universität), “Finanz als ‘vierte Gewalt’”, Kaisersaal, 24. April 2015

Erst die Finanzkrise 2008 hat in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer neuen Form von “Notstandspolitik” geführt: Staatliches Handeln wurde zunehmend auf Institutionen wie “Troika” oder finanzielle Schutzschirme übertragen, die sich jeder parlamentarischen Kontrolle entziehen. Demokratische Verfahren dagegen befinden sich seit 2008 bei der Administration finanzieller Bereiche auf dem Rückzug.

Prof. Vogl zeigt uns jedoch, dass sich das Finanzsystem schon seit dem 18. Jahrhundert als selbständige Macht herausbildet hat. Die Entwicklungslinie vom Steuerwesen der frühen Neuzeit bis zur Schaffung unabhängiger Zentralbanken intensiviert und potenziert die Vernetzung staatlicher und finanzieller Macht. Unser Referent zeigt insbesondere am Beispiel der Bank von England eine Ökonomisierung der Regierungspraxis, die sich bis heute immer weiter intensiviert hat.

In einer lebhaften Diskussion im Anschluss geht es um die Aufwertung demokratischer Willensbildung gegenüber einer Politik, die sich ausschliesslich durch “finanzielle Sachzwänge” glaubt legitimieren zu können.

Lutz Hillus

Aufnahmen: Jeannot Simmen

Mehr; im Interview:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/eine-art-vierter-gewalt